Gendern? Dann aber richtig!

Günther Orth

Es erregt die Gemüter, und alle, die Deutsch verwenden, sollen sich entscheiden müssen. Gendergerechte Sprache ist ein Reizwort geworden, an dem sich ein Kulturkampf um Sprachverwendung und verordnete Sprachneuerungen entzündet. Als Übersetzer bin ich zunehmend damit konfrontiert: Auch ich muss entsprechende Formulierungsentscheidungen treffen, soll mich zuweilen nach den Vorgaben von Auftraggebern und Auftraggeberinnen richten und kenne zudem einen zusätzlichen Blick auf die deutsche Sprache: den von Nicht-Muttersprachigen.

Die heutige deutsche Sprache ist aus historischen Ursachen in vieler Hinsicht maskulin geprägt. Weltweit herrschte und herrscht letztlich noch immer ein Patriarchat, und dass sich dies in vielen Sprachen niederschlägt, ist kaum überraschend. Im Deutschen ist dies scheinbar besonders ausgeprägt, es unterscheidet genauer als andere Sprachen nach Genus und es kennt wie andere indoeuropäische Sprachen drei Geschlechter, neben dem Femininum und dem Maskulinum noch das Neutrum. Als besonders problematisch gilt aber das „generische Maskulin“ für den Plural von Personen, das nach traditioneller Auffassung im Zweifel für Männer und Frauen gilt, aber auch den Anschein erwecken kann, nur Männer seien gemeint: Die Leser, die Autoren, die Übersetzer …

Eine gendergerechte Sprachreform sollte daher angedacht werden. Die bisherigen Versuche, wie sie nun zum Teil auch im Mainstream ankommen, das Deutsche durch „Sprachgendern“ aufzubessern, sind jedoch in vieler Hinsicht unpraktisch und führen zu unzähligen neuen Problemen. Außerdem bleiben sie auch noch auf halbem Weg stehen, wie hier gezeigt werden soll.

Wie geht Gendern?

Werfen wir, nur als Beispiel, einen Blick auf die Website der Universität Bielefeld, Stichwort „Gendersensible Sprache“. Da steht unter der Überschrift „Gendersternchen: So geht’s“ Folgendes: „Gendersensibel zu schreiben, ist gar nicht so schwer. Es bedarf nur ein wenig Übung.“ – Wenn dort nicht einmal die Kommaregeln bekannt sind, stimmt das nicht eben vertrauensvoll, aber lesen wir weiter:

„Das Gendersternchen wird zwischen die männliche und die weibliche Endung eingesetzt. Das gilt sowohl für Substantive als auch für bestimmte und unbestimmte Artikel sowie Pronomen.“ Also:

  • „An dem Forschungsprojekt sind dreißig Mitarbeiter*innen beteiligt.
  • Der*die Lehrer*in schreibt den Notendurchschnitt an die Tafel.
  • Melden Sie sich mit Ihrem Nutzer*innenkennwort an.
  • In der Checkliste findet ein*e Studierende*r, was er*sie in den ersten Wochen erledigen muss.“

Zuweilen findet sich auch noch die vor längerer Zeit in linken Kreisen erfundene Lösung mit …Innen (ArbeiterInnen, StudentInnen) oder …_innen, mit der ausgedrückt werden soll, dass mit dem jeweiligen Plural nicht nur Männer, sondern zugleich Frauen bzw. auch sich geschlechtlich divers Verstehende gemeint sind. Andere wieder bevorzugen die Endung auf …:innen, und es ist nicht auszuschließen, dass künftig noch einige weitere Sonderzeichen ausprobiert werden, um des Problems Herr zu werden – Verzeihung, um das Problem zu lösen.

Wer gendert richtig?

Neuerdings wird zum Teil schon in Rundfunk und Fernsehen ein hörbares „-innen“ an maskuline Plurale angehängt, auch von männlichen Sprechern, als Statement für Gleichberechtigung und insofern gut gemeint. Aber die Frage „Wer gendert richtig?“ soll hier vor allem auf ein Problem hinweisen, das – soweit mir bekannt – noch kaum gesehen wurde. Denn das unscheinbare Fragewort „wer?“ ist im Ursprung männlich, es steckt ein „er“ drin! Es ist historisch sozusagen die Abkürzung von „welcher?“. Wie gendern wir das, oder: Wer soll wen damit beauftragen? Nein, es müsste gendergerecht wohl heißen: „WeR soll weN beauftragen?“, damit sich niemand ausgeschlossen fühlt. Oh weh, „niemand“! Da steckt schon wieder ein „Mann“ drin, und wer (!) nun verwegen „niemensch“ (bzw. „jemensch“) als Alternative vorschlägt, der (ja, das auf „wer“ bezügliche Pronomen muss grammatisch maskulin sein) hat nichts gewonnen, denn „der Mensch“ ist wiederum maskulin, ja, sprachhistorisch haben „Mann“ und „Mensch“ dieselbe Wurzel (im Englischen ist das noch deutlicher: „mankind“ ist die gesamte Menschheit!). Und das deutsche „man“ in „man sagt“ leitet sich ebenfalls von „Mensch / Mann“ ab.

Es ist also noch ein weiter Weg zu einer wirklich gendergerechten deutschen Sprache, und sollten wir sie je erreichen, dann bleiben noch all die anderen tendenziell misogyn strukturierten Sprachen der Welt, und das Arabische, meine Arbeitssprache, ist da noch nicht das extremste Beispiel. Der große Traum könnte eine genderneutrale, von allen Völkern gesprochene Weltsprache sein, die über die von Descartes und Leibniz geforderte Lingua Universalis hinausginge, ein utopisches Esperanto, dessen Durchbruch wohl niemand von uns noch erleben wird und das höchstwahrscheinlich schon daran scheitern muss, dass es vermutlich nicht demokratisch von allen Menschen erfunden oder abgesegnet werden kann.

Es bleibt uns also statt „Dream Big“ nur das Klein-Klein sporadischer und inoffizieller Reförmchen zur Verdrängung des generischen maskulinen Plurals. Diejenigen aber, die dem Gendersternchen und  vergleichbaren Lösungen anhängen, haben einen schweren Stand schon deswegen, weil sie kein Regelwerk dafür vorweisen können, wenngleich der Duden schon ein wenig dafür sensibilisiert ist. Oft heißt es dann, vorgetragen von Kolumnistinnen wie Margarete Stokowski im Spiegel, die Empfehlungen zur Anwendung des Neusprechs seien nur vorläufig, man arbeite noch an einer Perfektionierung. Damit aber, und weil Gegner gerne als geistig unflexible alte Männer aufgefasst und benannt werden, die „keinen Bock auf Gendersternchen und Co.“ hätten (Stokowski), wird bei vielen tatsächlich verstockten Reaktionären (Männern wie Frauen) eine zuweilen geradezu hasserfüllte Angst bewirkt, deren Dynamik, auch politisch, unabsehbar ist. „Genderwahnsinn“ ist dementsprechend ein beliebtes abwertendes Stichwort in neurechten Kreisen, in denen gefühlt überall der Heimatverlust droht, und ja, für viele ist Sprache Heimat, nicht nur für Rechtsextreme, weswegen die genannte Gereiztheit auch in unverdächtige Bevölkerungsgruppen ausgreift.

Bestimmen Sprachen das Bewusstsein?

Ungefähr die Hälfte aller Sprachen kennt keine Genusunterscheidung. Dazu gehören Englisch, Ungarisch, Armenisch, Japanisch, aber auch Türkisch und Persisch sowie Chinesisch, und sie kennen auch keinen Artikel, oder zumindest keinen nach Genus verschiedenen. Dies muss mitbedacht werden, denn der Grundgedanke des Genderns ist ja, von einem männlich dominierten Denken wegzukommen. Ob aber in den Ländern bzw. Kulturen, in denen die oben genannten Sprachen gesprochen werden, Frauen höher geachtet werden als in Deutschland, Österreich und der Schweiz, ist mindestens fraglich. Woraus folgt, dass Sexismus eine Sprache nicht notwendigerweise überformt, und man kann umgekehrt vermuten, dass Sprache allein eine Gesellschaft nicht sexistisch oder gendergerecht macht.

Eine genusneutrale Sprache scheint also an sich noch nicht zu Gleichberechtigung zu führen, aber da es trotzdem eine wichtige Geste und ein Debattenanstoß sein kann, eine solche zu konstruieren, könnte man den Ansatz des angehängten Feminin-Plurals weiterverfolgen und einmal konsequent „durchdeklinieren“.

Verhältnismäßig unproblematisch geht das noch mit: Arbeiter*innen, MieterInnen, Lehrer*innen, Professor_innen, wenn man die so entstandene neue Ästhetik hinnimmt. Wenn aber durch die Feminisierung bzw. Pluralbildung Umlaute ins Spiel kommen, geht es mit den Anhängseln nicht wirklich: Bildungen wie „ÄrztIn“ „Köch*in“, Jüd:innen spiegeln kaum noch beide Geschlechter wider und lassen sich nicht verständlich aussprechen. Dazu kommt erschwerend, dass „innen“ auch noch ein Adverb sein kann; und Witzeleien nach dem Schema „Schüler_innen und Schüler außen“ sind im Internet Legion. Wortgebilde wie „Ärzt*innenkammer“, „InnenarchitektInnen“ bis hin zur „InnenarchitektInneninnung“ sind zu gewärtigen, bleibt man beim angehängten Feminin-Plural. Wenn ein Wortstamm auf i endet, macht es die Sache auch nicht leichter: „LaiInnen“ ist nicht nur für Ungeübte schwer zu lesen, zu schreiben und zu sprechen.

Nur der Vollständigkeit halber sei auch das zuweilen propagierte „X-Periment“ erwähnt, das sich jeder Beschreibung und Bewertung entzieht: „ProfessX und StudierX trafen sich zur Sprachprüfung.“

Weitere Fallstricke lauern auch bei zusammengesetzten Nomina, wenn beide Bestandteile auf Personen (endlich ein unverdächtiger generischer Plural!) verweisen: Eine Mehrzahl von Bürgermeistern zu Bürgermeister*innen zu machen ist nur eine halbe Lösung. Bürger*innenmeister*innen müsste es heißen, und wenn mehrere Frauen und Männer um das Amt konkurrieren, müssten wir sie gemäß der Regel  Bürger*innenmeister*innenkandidat*innen nennen. Nicht besser ergeht es Minister_innenpräsident_innen und SchülerInnensprecherInnen.

Und warum hieß das Bundeskanzleramt zumindest unter Angela Merkel nicht BundeskanzlerInnenamt? Schon klar, weil Merkel von der CDU ist, aber vielleicht auch, weil damit noch ein Plural impliziert wäre, und hier kommen wir zum nächsten Problem: Wenn eine Frau einen Mann anschreibt und fragt: „Sind wir FreundInnen auf Facebook?“, so ist dieser Scheinplural ebenso irreführend wie die Aussage: „Theresa May und Boris Johnson waren hintereinander PremierministerInnen“, denn es geht hier jeweils pro Genus nur um eine Person. Aber lassen wir diese Sonderfälle. – Oder nehmen wir uns noch zusätzliche vor: Was haben die Vokabeln Lehrling, Flüchtling und Nazi gemeinsam? Sie verweigern sich auch im Singular einer Femininendung. Und „der Veranstalter“ ist oft keine Person, sondern eine Institution. Die Probleme / Ausnahmen / Grenzfälle nehmen kein Ende, und es erweist sich: Eine Sprache (nicht nur die Rechtschreibung) zu reformieren ist ein ganz großes Fass und nicht mit ein paar halbherzigen Sternchen und Tricks á la Universität Bielefeld zu bewältigen.

„In der Literatur aber nicht“

Von literaturaffinen Befürwortenden und Praktizierenden des Genderns wird auf Nachfrage meist eingeräumt, die erwähnten inklusiven Erweiterungen des Plurals seien in belletristischen Werken, in Gedichten oder Theaterstücken aus ästhetischen und künstlerischen Erwägungen heraus nicht anwendbar. Keine Erzählung soll also beginnen mit: „Bürger_innen versammelten sich auf dem Marktplatz, wo Verkäufer_innen ihre Waren anboten. Polizist_innen kontrollierten den Verkehr.“ Verständlich, aber wieder ein Beleg dafür, dass sich verbindliche Regeln fürs Gendern anscheinend nicht fixieren lassen.

Nun ließe sich argumentieren, es führe zu mehr Freiheit in der Sprache, wenn niemandem explizit etwas vorgeschrieben wird (außer innerhalb einer Behörde oder einem Medium, wo es obligatorisch sein kann, und dass GendererInnen (ist das korrekt?) vorgeblich gute Absichten verfolgen und alle anderen schlechte). Aber ist denen, die sich für gendersensibles Sprechen und Schreiben der genannten Art einsetzen, bewusst, dass sie damit einer weiteren benachteiligten Gruppe das Leben schwer machen? Ich meine die Deutschlernenden.

Man frage jede beliebige erwachsene Person, die sich der ohnehin kolossalen Aufgabe des Deutschlernens widmet oder gewidmet hat, ob sie oder er findet, man könne das Deutsche mal eben noch komplizierter machen als es schon ist. Ob sie neben der, die, das, des, dem, den, denen, dessen, deren noch unfixierbare Regeln zum Anhängen von Endungen dazulernen möchten. Ob sie neben dem sturen Auswendiglernen scheinbar willkürlich zugeordneter Genera (der Löffel, das Messer, die Gabel; das Jahr, die Stunde, der Tag), diverser Konjunktive und Tempi noch gegenderte Plurale bewältigen möchten.

Eine überkomplexe, quasi unerlernbare Sprache ist nicht wünschenswert! Das Deutsche bietet hier ohnehin schon überdurchschnittliche Hürden, die bewirken, dass selbst fleißigste und begabteste Lernende mit der falschen Verwendung von Artikeln und Endungen auffallen und sich korrigieren lassen müssen, womit sie immer wieder auf ihren Status als fehlerhaft Sprechende, der Sprache „nicht Mächtige“ zurückgeworfen werden. Reformen müssten also, wenn schon, dann auf Vereinfachung zielen, und sie müssten tiefer ansetzen.

Vorschlag 1: Weg mit den drei Artikeln!

Das Deutsche verfügt über ein Neutrum. Auch dieses ist zuweilen eine Quelle des Leids, aber wir könnten es auch als Ansatz zu einer Lösung sehen. Schaffen wir doch die Geschlechtertrennung ab! In die Schulen gehen ja auch Jungen und Mädchen gemeinsam, und überhaupt: „Das Mädchen“ ist in mehrfacher Hinsicht ein Skandal, der kaum thematisiert wird, denn Mädchen kommt von Maid bzw. Magd (also Dienerin!), enthält eine Verkleinerungsform (!) und steht dadurch auch noch im Neutrum, als sei es nicht weiblich (noch so ein Unwort; Herkunft: „Weib!). „Das Kind“ ist dagegen noch ein Glücksfall, sonst müssten wir es wohl gendergerecht mit „KindInnen“ in den Plural setzen. Ich schlage daher zwei Optionen für eine zugleich gendersensible und erleichternde Reform des Deutschen vor:

  • Entweder „die“ und „der“ fallen im Singular aus, und wir sagen ab jetzt: „Das Arzt, das Bäcker, das Astronaut“; Plural: „Die Ärzte, die Bäcker, die Astronauten“. – Die Femininendung entfällt in Singular und Plural, Problem gelöst! Umso besser, wenn wir die Neutrumform dann auch konsequent für alle Sachen anwenden: Das Auto, das Flugzeug, das Zug und natürlich: Das Messer, das Löffel, das Gabel, denn Sachen sollten sächlich sein!
  • Oder wir greifen auf eine vor Jahren erschienene scherzhafte Kolumne von Rafik Schami zurück und verwandeln, den „Ausländern“ (und den Einheimischen) zuliebe, den bestimmten Artikel „der, die, das“ in ein allgemeines „de“: „De Arzt, de Bäcker, de Astronaut“, „de Ärzte, de Bäcker, de Astronauten“.

Ungewöhnlich, gewiss, aber das ist kein Argument. Zudem würde ein Artikel „de“ tatsächlich alle Diversen einschließen, die bisher durch Sternchen und Unterstriche nicht wirklich integriert waren, mit dem Hinweis der Genderbefürwortenden, dies alles seien nur „vorläufige“ Lösungen. Und problematische Vokabeln wie „Mannschaft“ (bzw. „Frauenmannschaft“!) und „Feuerwehrmänner“ streichen wir und ersetzen sie mit „Team“ und „Feuerlöscher“ (Singular mit „das“ oder „de“). Und vielleicht findet sich auch Ersatz für das irreführende Wort „Mitglied“, das zwar ein Neutrum ist, aber sehr zweideutig und gar nicht frauenfreundlich klingt.

Eingedenk dessen, dass das Englische ebenfalls nur einen einzigen bestimmten Artikel („the“) kennt, sollte dieser Idee das Utopische genommen sein. Ergänzend sei erwähnt, dass im Schwedischen vor wenigen Jahren ein geschlechtsneutrales Personalpronomen neu eingeführt wurde, um im Singular das verallgemeinernde „er“ vermeiden zu können. Nichts ist also unmöglich, wenn man will! (Auch für das Adverb „man“ wird uns noch etwas einfallen.)

Alternativ könnte allenfalls ein Gesetz festlegen, dass mit dem summarischem maskulinen Plural immer auch Frauen gemeint sind, es sei denn man schreibt „männliche Piloten, Ärzte, Politiker“ etc.

Aber probieren wir als erstes mal die Abschaffung von „der, die, das“ aus. Ein Abschnitt vom Anfang dieses Textes würde in einer nahen oder fernen Zukunft wie folgt lauten (Änderungen kursiv):

De deutsche Sprache war aus historischen Ursachen in vieler Hinsicht maskulin geprägt. Weltweit herrschte ein Patriarchat, und dass sich dies in vielen Sprachen niederschlug, ist kaum überraschend. Im Deutschen war dies scheinbar besonders ausgeprägt, es unterschied genauer als andere Sprachen nach Genus und es kannte wie andere indoeuropäische Sprachen drei Geschlechter, neben de Femininum und de Maskulinum noch de Neutrum. Besonders problematisch war aber de „generische Maskulin“ für de Plural von Personen, de nach traditioneller Auffassung im Zweifel für Männer und Frauen galt, aber auch de Anschein erwecken konnte, nur Männer seien gemeint: Die Leser, die Autoren, die Übersetzer …

Da freut sich de Frau, und de Mann muss sich auch nicht ärgern. De Mensch lässt sich de Fantasie nicht nehmen. Es lebe de Utopie!

Vorschlag 2: Das Pluszeichen +

Statt der „…*innen“-Zusätze  könnten wir zum Ausdruck  des „Mitmeinens“ von Frauen und aller Diversen beim scheinbar männlichen Plural aber auch Sonderzeichen verwenden; ich plädiere für ein Pluszeichen „+“ im Anhang an das Wort:

Die Minister+ beschlossen eine Honorarerhöhung für Dolmetscher+ und Ärzte+. Die Lehrer+konferenz stimmte zu, ebenso alle Schüler+sprecher+.

Das hätte den Nebeneffekt, dass man die deutsche Grammatik nicht antasten müsste. Eine Gruppe von Frauen würde dabei ihren femininen Plural behalten:

Die drei Astronautinnen aus dem Erzgebirge erreichten die ISS-Weltraumstation planmäßig.

(Reines Fantasiebeispiel; das Erzgebirge wird wohl eher nie auch nur eine Astronautin hervorbringen 🙂 )

Für Audiobeiträge kann man das Pluszeichen auch hörbar machen:

„Die zu den Olympischen Spielen angereisten Sportler – „plus“ – suchten zunächst ihr Hotel auf.“

Ja, auch das Pluszeichen ist gewöhnungsbedürftig, aber es wäre eine sanfte und doch unübersehbare Lösung. So wie es ist, kann es jedenfalls nicht bleiben – auch nicht beim Gendern.

 

 

https://www.tagesspiegel.de/gesellschaft/panorama/studierx-und-professx-wie-genderforscherin-lann-hornscheidt-ihren-vorschlag-begruendet/9831950.html

https://www.spiegel.de/lebenundlernen/schule/schule-schweden-neues-geschlechtsneutrales-personalpronomen-a-1025479.html

https://www.uni-bielefeld.de/verwaltung/refkom/gendern/richtlinien/

https://m-faz-net.cdn.ampproject.org/c/s/m.faz.net/aktuell/feuilleton/sprache-warum-das-generische-maskulinum-erhalten-bleiben-muss-17150583.amp.html

25. Januar 2021, updated 1. August 2022